Selena Gomez hat schon viel erlebt. Mit erst 27 Jahren ist sie, in keiner bestimmten Reihenfolge, ein Weltstar mit 3 Nummer 1 Alben, die fünft-meistgefolgte Person auf Instagram, eine Schauspielerin seit mehr als 20 Jahren, eine ausführende Produzentin für Dokumentationen und TV, das Thema der Klatschpressen, eine Philantropin, ein Motivator in Sachen Psyche, und, das aktuelleste kommt zum Schluss, Erschafferin einer Beauty Linie. Außerdem ist sie eine Kämpferin gegen Lupus, eine Autoimmunkrankheit, mit der sie 2013 diagnostiziert wurde, und welche eine Nierentransplantation im jahre 2017 forderete. Es lastet viel auf den Schultern des Mädchens aus Grand Prairie, Texas, dass man sich nicht sicher war, ob sie dem ganzen Druck standhält. Und die Antwort, wie man sieht, ist ein klares ja. Nachdem sie öffentlich bekannt gab, dass sie unter einer Angststörung und Depression leidet, und sich hierfür in Therapie begab, kam Gomez letztes Jahr zurück ins Lampenlicht mit ihrem Song “Lose You to Love Me”, eine selbstaufbauende Hymne, die von ihrer eigenen, persönlichen Kriese handelt. Das Lied, welches ihr erster, sofortiger Nummer 1 Billboard Chart Song wurde, ist die Leadsingle des Albums Rare, ein intimes, zum tanzen anregendes Album, in dem sie von Verletzlichkeit zu Stärke, und Verlusten zu Triumphen singt. Wie Gomez ihrer Freundin, Amy Schumer, erzählt, wird alles gut.

Amy Schumer: Was hast du gefrühstückt?
Selena Gomez: Ich hatte die Reste meines chinesischen Abendessens.
Amy Schumer: Ich auch. Doof von uns. Das ist der schlechteste Weg in den tag zu starten.
Selena Gomez: Ich wollte später zum Zumba gehen, aber das wird wohl eher nicht passieren.
Amy Schumer: Hör auf deinen Körper. Ich höre immer auf meinen, und der sagt jeden Tag das ich nicht zum Zumba gehen soll. Ich werde in diesem Interview sehr vorsichtig sein, denn egal was du machst oder sagst, es wird sofort zu den News.
Selena Gomez: Das Schlimme ist, ich kann mich an keinen Tag erinnern, an dem es nicht wirklich so war. Was mich da am Leben hält ist, das ich weiß, dass es auch mal jemand anderen trifft – und das meine ich nicht als Angriff. Manchmal war es schlecht für meine Karriere, aber andere Male war es eher wie “Jetzt kann ich endlich über meine Depression und Angstzustände sprechen. Dinge, mit denen ich lange zu kämpfen habe und die ich gerne teilen möchte, denn ich denke, es kann anderen helfen.” Was mich am Boden hält ist, dass ich versuche es nicht zu lesen. Es ist ja nicht so, als würde ich nur mein Leben leben.
Amy Schumer: Ich glaube, ich hab ca. 10.000.000 Follower auf Instagram. Was ich erlebe, erlebst du zehn- oder zwanzigmal so viel. Was hat dich motiviert all das Persönliche zu teilen, wenn so viele Leute dir zuschauen?
Selena Gomez: Es war nie meine Intention Star der Klatschpresse zu werden. Als es dann aber doch so kam, lief alles aus dem Ruder. Und dann saß ich da und sagte “Warte mal, nichts davon ist wahr.” Die Art wie die Medien Dinge versuchen darzustellen kommt oft sehr falsch rüber, wenn es eigentlich normal war, dass ich eine Auszeit brauchte oder mich verliebt habe. Ich musste mich öffnen, da mir die Worte in den Mund gelegt wurden, Dinge für mich gesagt und beschlossen wurden und das hat mich schwer getroffen. Ich bin noch so jung, und ich werde mich noch verändern, und keiner hat das Recht mir zu sagen wie ich mein Leben leben soll.
Amy Schumer: Ich fand Tote Mädchen Lügen Nicht wirklich genial, und du hast das ganze produziert. Zwischen dir und der Serie gibt es Parallelen, denn, ja, du bist eine sehr relevante Frau aber auch das Mädchen, über das gelogen wird und welches immer wieder gemobbt wird.
Selena Gomez: Und das ist was mich frustriert. Ich habe gelesen, dass sich ein 11-jähriger Junge das Leben genommen hat, weil ein Mädchen ihn online fertig gemacht hat. Ich möchte nicht in einer Welt leben, in der sowas passiert. Egal, in welchem Ausmaße.
Amy Schumer: Du hast schon sehr vielen Leuten geholfen, vor allem jungen Menschen, mit ihren mentalen Problmen besser umzugehen und diese zu verstehen. Hast du das Gefühl, dass das deine Bestimmung ist?
Selena Gomez: Ich weiß nicht ob das meine Bestimmung war, aber ich liebe Menschen. Ich kümmer mich, oft und gerne. Ich selbst habe viele medizinische Probleme meistern müssen, und ich weiß dass ich Leuten, die das Gleiche oder etwas Ähnliches – wie beispielsweise eine Transplantation, Dialyse oder eine Therapie – durchmachen, helfen kann. Deshalb glaube ich, ist es okay für mich. Ich meine, ich finde es nicht okay und ich möchte es auch nicht einfach so sagen, aber es ist es wert. Ich weiß, dass ich grade jemandem irgendwo auf der Welt helfe sich besser zu fühlen, oder das Gefühl gebe verstanden oder gehört zu werden, und das ist es für mich wert.
Amy Schumer: Was möchtest du, das Leute über Lupus wissen?
Selena Gomez: Ich arbeite jetzt seit ein paar Jahren mit der Lupus Researche Alliance, und es gibt verschiedene Typen von Autoimmunkrankheiten. Manche habe physikalische Probleme, welche man eher bemerkt. Aber ich hatte keine, dass ich das habe. Es gab keine Anzeichen. Als ich 16 war, lag mein Blutdruck auf einem Level, dass die Ärzte sagten, ich hätte einen Schlaganfall haben müssen. Sie haben mich ins Krankenhaus verwiesen, weil sie nicht feststellen konnten, wieso mein Blutdruck so hoch war. Manche brauchen eine Transplantation wegen der Krankheit und darüber wird nicht oft gesprochen. Ich fühle mich geehrt, dass ich ein Teil der Community bin und dass ich helfen kann, bessere Wege der Heilung für andere zu finden, oder das die Krankheit schneller festgestellt werden kann.
Amy Schumer: Ich liebe dein neues Album. Ich hab es mir mit dem Baby angehört. Ich hör es mir an, wenn ich ein Workout habe und mich erstaunt es, dass es als Pop Musik gelistet wird, obwohl da doch härtere Sachen bei sind. Wie ist es, dass Genre mit den Absichten zu vereinen?
Selena Gomez: Ich wollte bei diesem Album sicher gehen, dass alle Lieder für mich etwas Besonderes bedeuten, dass ich eine Geschichte repräsentiere, die mir passiert ist oder die aktuell noch passiert.
Amy Schumer: Über “Lose You to Love Me” – ich glaube, dass sich viele in die Geschichte reinversetzten können. Kannst du dich an den Moment erinnern, an dem du realisiert hast, dass du dich wieder hast?
Selena Gomez: Ja, das tue ich. Ich habe es zu Beginn des letzten Jahres geschrieben, und ich kam grade erst aus der Klinik wieder. Es war ein Moment von “Ich bin bereit wieder ins Studio mit Leuten, denen ich vertraue, zu gehen und an neuen Liedern zu arbeiten.” Ich habe gemerkt, dass die Leute froh waren so mit mir zu arbeiten, da ich endlich wieder ich selbst war. Aber das habe ich zu dem Zeitpunkt selbst noch nicht gesehen. Als ich das Lied schrieb wollte ich ausdrücken, dass ich ganz unten ankommen musste um zu sehen, dass ich das nicht bin.
Amy Schumer: Das ist dein drittes Nummer 1 Album. Hört sich das seltsam an?
Selena Gomez: Es ist so seltsam, ich habe das immer noch nicht ganz begriffen. Meine Mama ist eine der unglaublichsten Personen auf dieser Welt – und ich verdanke das alles nur ihr. Sie hat mir immer Sachen gesagt wie “Wenn du die Rolle nicht bekommen hast, dann ist das weil die Rolle für wen Anders bestimmt ist und du solltest dich für die Person freuen. Deine Zeit wir kommen.” Sie hat mich so großgezogen. Warte, was war die Frage nochmal?
Amy Schumer: Ich hab dich nur gefragt wie es ist mehrere Nummer 1 Alben zu haben.
Selena Gomez: Genau, ich habe die anderen Beiden auch nicht vergessen. Ich denke nur nicht den ganzen Tag daran.
Amy Schumer: Als Frau ist es nicht akzeptable sich über den Erfolg des Selbsterschaffenen zu freuen. Als Mann wird man dazu fast aufgefordert. Die Kritiker lieben das Album. Liest du dir Reviews durch oder treffen sie dich zu hart?
Selena Gomez: Ich habe ein paar gelesen, vor allem weil ich seit 5 Jahren kein Album veröffentlicht habe. Meine Freunde haben mir ein paar positive Reviews geschickt und das hat sich super angefühlt, denn nicht alle Alben wurden so angenommen. Mehr habe ich mir nicht angesehen, weil ich weiß was dann mit mir passiert. In das große, weite Internet eintauchen? Das kann ich nicht.
Amy Schumer: Ich kann noch ganz normal mit der Bahn fahren oder mir einen Kaffee holen, ab und zu werde ich da dann erkannt aber ich werde nicht so eingekesselt wie du – außer das eine Mal bei der Bat Mitzvah. Aber wenn ich mit einem neuen Programm auf Tour bin und Leute mögen es, dann fühle ich diese Energie. Dein Album ist sehr erfolgreich. Fühlst du es?
Selena Gomez: Ich freu mich so so sehr. Und manchmal ist es schwer mich für mich selbst zu freuen.
Amy Schumer: Wieso?
Selena Gomez: Ich weiß nicht. Ich rede da schon mit ein paar Leuten drüber.
Amy Schumer: Um eine Lösung zu finden.
Selena Gomez: Und die werde ich finden. Ich glaube, dass in mir immer dieses “Und was kommt als Nächstes?” hefühl schwebt. Mein Kopf ist ein Schlachtfeld.
Amy Schumer: Für mich ist der tolle Part immer der, wo ich die ganze Vorbereitung für das Projekt treffe bis es fertig ist. Es ist schön, wenn es den Leuten gefällt, aber ich liebe es daran zu arbeiten. Du scheinst auch jemand zu sein, der gerne an Dingen arbeitet, sie weiterentwickelt, und das schöner findet, als alles was folgt.
Selena Gomez: Wenn ich Musik aufnehme, fühle ich mich sicher. Ich bin in einer Blase, arbeite an dem was ich möchte und habe volle Kontrolle. Oder wenn ich am Set bin. Dort sind wir alle isoliert und doch zusammen. Das ist, was ich mag. Und jetzt, wo das Album erschienen ist, fühlt es sich schon etwas anders an. Ich habe das Gefühl, dass ich eine andere Altersgruppe mit “Lose You to Love Me” erreicht habe.
Amy Schumer: Millionen von Leuten lieben dich so sehr, und wenn dich jemand trifft, sehen sie wie liebevoll, herzensgut du bist, wie intelligent du bist und auch wie verletztlich du bist. Ich glaube, die Leute sorgen sich um dich. Ich sorge mich um dich. Sollten wir uns sorgen um dich machen?
Selena Gomez: Nein. Ich habe einiges durchgemacht und wegen dieser Momente, ob es mir nun passt oder nicht, wurde ein Bild an die Leute weitergegeben. Das hat mir Angst gemacht, weil ich nicht wollte, dass das meine Karriere beeinflusst.
Amy Schumer: Du wolltest das was deine Karriere nicht beeinflusst? Dein Privatleben?
Selena Gomez: Ja. Es lief aus dem Ruder als ich jünger war. Ich glaube das hat Leuten gezeigt, dass ich in manchem Momenten schwach war, und das ich Probleme hatte. Manche Leute haben Spaß daran, andere aufzubauen und wieder klein zu machen.
Amy Schumer: Ich habe noch nicht gesehen, dass die etwas zum Verhängnis wurde. Wenn du Schwäche sagst, was meinst du damit?
Selena Gomez: Ich meine das sich Leute sorgen weil sie in meiner Vergangenheit gesehen habe, das ich Probleme hatte. Und so war es. Aber mir geht es gut. Ich gehe mit dem, was passiert, ganz normal um und wenn ich mal eine harte Woche habe oder etwas nicht machen möchte, dann mach ich es nicht.
Amy Schumer: Wenn ich sehe, woran du alles gearbeitet hast, werde ich immer wieder inspiriert. Du hast die Dokuserie Living Undocumented produziert und hast ein paar deiner Lieder auf Spanisch veröffentlicht. Warum sind diese Dinge so wichtig für dich?
Selena Gomez: Ich liebe Musik wirklich sehr, aber es gibt verschiedene Geschichten die ich erzählen möchte. Ich wusste dass ich mit Kritik umgehen muss wegen der Serie.
Amy Schumer: Wirklich?
Selena Gomez: Nun ja, ja, aber ich möchte über die wichtigen Dinge sprechen. Ich möchte das die unnötigen Fragen zu Dingen, die keinen interessieren, irgendwann aufhören. Frag mich etwas über Dinge die wichtig sind.
Amy Schumer: Glaubst du, du wirst einmal als US-Präsidentin kandidieren?
Selena Gomez: Nein, ich plane das in den nächsten 30 Jahren erstmal nicht mit ein. [Lacht] Aber ich ermutige so viele Leute wie möglich zum Wählen. Es ist etwas, über das meine Freunde und ich ständig sprechen. Ich bin voll und ganz dafür, das alle wählen gehen.
Amy Schumer: Welche TV Serie magst du?
Selena Gomez: Ich liebe Succession.
Amy Schumer: Hast du Cheer gesehen?
Selena Gomez: Nein, aber ich erinner mich dran das du mir davon erzählt hast.
Amy Schumer: Zu welchem Lied gehen du und deine Freunde richtig ab?
Selena Gomez: “I Don’t Fuck With You” von Big Sean. Es ist eines der besten Lieder der Welt. Wenn du dazu singst baust du ziemlich viel Stress ab. Auf eine dunkle Art ist es therapeutisch.
Amy Schumer: Glaubst du ich bin zu alt um Scrunchies zu tragen?
Selena Gomez: Amy, du bist für nichts zu alt.
Amy Schumer: Meine Assistentin hat letztens ein Scrunchie liegen lassen und ich hab es ausprobiert. Als ich in den Spiegel sah, sah ich traurig aus. Sei ehrlich: wenn du ein Bild von mir mit einem Scrunchie sehen würdest, würdest du denken “Oh, das ist aber traurig”?
Selena Gomez: Also als Erstes, ich liebe dich. Zweitens, Das würd eich nie denken. Bitte trag ein Scrunchie.
Amy Schumer: Bald erscheint deine Make-Up Linie. Wie stehst du zu Make-Up?
Selena Gomez: Ich möchte, dass man mehr darüber spricht wie man sich selbst aufheitern kann. Es geht nicht nur darum, wie man sich mit Dingen besser fühlt. Die Menschen meiner Generation haben diesen ständigen Druck, immer so auszusehen und ich möchte weg von dem Druck. Für die Kampagne werden echte Menschen, keine Models, verwendet. Es kommen 48 verschiedene Foundations und Concealer. Alles ist sehr bequem und einfach. Ich möchte, das sich Leute sicher fühlen.
Amy Schumer: Okay, aber kannst du einen Mascara entwickeln der nicht klumpt?
Selena Gomez: Ja, sehr gerne.
Amy Schumer: Kannst du das bitte machen? Ich kann keinen finden. Ist Kid Cudi groß?
Selena Gomez: Ich glaube er ist ca 7cm größer als ich.
Amy Schumer: In meiner Erinnerung bist du nicht so groß.
Selena Gomez: Ich bin 1,65m. Wie der Durchschnitt, oder?
Amy Schumer: Ich will dir nicht zu nahe treten, aber das ist nicht groß. Nach welchem Snack fühlst du dich nicht schlecht?
Selena Gomez: Äpfel und Erdnussbutter.
Amy Schumer: Darf ich dir einen Tip geben? Wenn du einen Löffel Erdnussbutter mit 3 Löffeln Yogurt mischst, und dann deinen Apfel reindipst, dann verändert das dein Leben. Deine Mission ist es, über mentale Dinge zu sprechen, meine ist es, diesen Snack zu verbreiten.

Quelle: Interview Magazine / Übersetzung: Sarah